Tipps zum Einschießen von Büchsen & Anschussscheibe zum Herunterladen

Für die Jagdausübung verlangen wir von unseren Büchsen, dass sie präzise schießen und einen möglichst geringen Streukreis erreichen. Diese Voraussetzungen können die Waffen jedoch nur erfüllen, wenn sie sich in einem tadellosen Zustand befinden und perfekt eingeschossen worden sind. Es gibt jedoch einige Gründe (z.B. Munitionswechsel, Waffe umgekippt, Zielfernrohr angeschlagen), weshalb die Büchse erneut kontroll- und ggfs. sogar neu eingeschossen werden muss.

Da sich vor dieser Aufgabe aber bekannterweise viele Jäger “drücken” und es gern dem Büchsenmacher ihres Vertrauens überlassen, soll dieser Artikel die Vorgehensweise zum Einschießen von Büchsen veranschaulichen.

Außerdem stellen wir Ihnen unsere optmierten Anschussscheiben zum Download zur Verfügung.

Büchse selber einschießen?

Diese Frage ist in jedem Fall mit einem “Ja” zu beantworten! Das Kontroll- und Einschießen sollte nach Möglichkeit immer durch den Waffenbesitzer selbst erfolgen, weil z.B. jeder Mensch “anders guckt” und es den sicheren Umgang mit und das Vertrauen zur Waffe sowie die eigenen Schießfähigkeiten enorm fördert. Dies kann in vielen Jagdsituationen über den Erfolg entscheiden.
Insbesondere bei Jagdreisen ins Ausland gibt es kaum Möglichkeiten, die Waffe nach der Ankunft beim firmen Büchsenmacher zum Kontroll- oder Einschießen zu geben. Hier ist der Jäger selbst gefragt, um zu überprüfen, dass seine Waffe präzise schießt und keine Treffpunktabweichungen durch den Transport entstanden sind. Denn dies ist die Grundvoraussetzung für eine waid- und tierschutzgerechte Jagdausübung. Dabei ist es förderlich, wenn der Waidmann sich nicht erst während der Reise mit dem Ein- und Kontrollschießen befasst.

Trauen Sie sich, und machen Sie es selbst – es ist viel einfacher, als Sie denken!

Vorbereitung der Waffe und des Zielfernrohres vor dem Einschießen

Bevor man zum eigentlichen An- und Einschießen fährt, wird die Büchse zu Hause auf jegliche Mängel kontrolliert und wenn nötig gereinigt. Dabei sollte die Waffe vor allem die nachfolgenden Kriterien erfüllen:

  • Freischwingender Lauf (kann leicht mit einem Blatt Papier, das man ohne Widerstand zwischen dem Lauf und dem Schaft bis zum Patronenlager durchziehen können sollte, getestet werden)
  • Fester Sitz des Systems im Schaft
  • Feste Zielfernrohrmontage (gelockerte Montage ist oft eine Ursache für eine plötzliche Präzisionsverschlechterung)
  • Saubere Optik
  • Einwandfreier Abzug
  • Sauberer und entölter Lauf ohne jegliche Verschmutzungen/Geschossrückstände
  • Entöltes Patronenlager

Zur Kontrolle auf Freischwingen wird ein Blatt Papier zwischen Lauf und Schaft hindurchgezogen

Abbildung: Kontrolle auf freischwingenden Lauf – das Papier sollte bis zum Patronenlager durchziehbar sein

Zur Vorbereitung gehört es ebenfalls, sich ausreichend Munition mit der gleichen Losnummer zuzulegen. Eine andere Chargen-Nummer kann bei gleicher Laborierung nämlich auch eine andere Treffpunktlage bedeuten. Zum Einschießen sollte daher nur die Munition verwendet werden, die auch bei der Jagd selbst verschossen wird. Sollten noch Patronen von einem anderen Los vorhanden sein, ist es ratsam, diese vor dem Einschießen zu verbrauchen oder nur noch als Übungsmunition, z.B. auf den laufenden Keiler, zu verwenden. Dies gilt natürlich nicht für den Fall, dass die Überprüfung keine Veränderung der Treffpunktlage ergeben hat.

Erst jetzt geht es auf den Schießstand mit 100m-Bahnen. Handeln Sie dort nur gemäß den Sicherheitsvorschriften und verfallen Sie nicht in Hektik. Ein vernünftiges und sicheres Übungs-, Kontroll- und Einschießen braucht Zeit.

Die optimale Anschussscheibe

Zur Vorbereitung des Einschießens gehört es auch, eine geeignte Anschussscheibe zu verwenden. Da die Anschussscheiben des Schießstandes oftmals ziemlich zerschossen sind, empfehlen wir die Verwendung von eigenen Anschussscheiben, die nach Rücksprache mit der Schießstandaufsicht meist einfach auf die Schießstandscheiben getackert oder geklebt werden können.

Idealerweise enthält die Anschussscheibe eine metrische Skalierung, damit der Schütze die Treffpunktabweichung in Zentimetern sogleich auf der Scheibe ablesen und dann, ohne Nachmessen, eine Korrektur vornehmen kann. Des Weiteren empfiehlt es sich, das die Anschussscheibe ein um 45° gedrehtes Quadrat in der Mitte hat. Denn dieses bietet den Vorteil, dass das Fadenkreuz des Absehens gut an den den Ecken des Quadrats ausgerichtet bzw. gefluchtet werden kann und dadurch das Scheibenzentrum leichter zu erfassen ist.

Ein präzise ausgerichtetes Fadenkreuz auf der Anschussscheibe, Perspektive durch das ZielfernrohrAbbildung: Blick durch das Zielfernrohr auf ein präzise ausgerichtetes Fadenkreuz auf der Anschussscheibe

Einschießscheibe als Download

Die aus unserer Sicht optimale Einschießscheibe stellen wir kostenlos zum Download als PDF-Dokument bereit. Einfach herunterladen und ausdrucken: Anschussscheibe. Es gibt diese Scheiben auch auf A4 gedruckt in unserem Onlineshop zu bestellen: Einschießscheibe

Eine Büchsen-Anschussscheibe mit Fadenkreuz, Quadrat, Punkt Benchrest-Zielscheibe für das Präzisionsschießen, drei Rauten Zielscheibe für das Benchrest-Schießen, drei Quadrate Einfache Anschussscheibe für Kontrollschüsse, ein Quadrat Einschießscheibe, die beispielsweise gut für Punkt-Absehen genutzt werden kann, mit Kreis, Raute, Punkt Zielscheibe für das Kontroll-, An- oder Übungsschießen, mit Raute Hubertus-Fieldsports-Anschussscheibe für den Schießstand, Quadrat mit Punkt Scheibe zum Büchsen Ein-, An- und Kontrollschießen, verschieden große Rauten mit Punkt
Auswahl verschiedener Hubertus-Fieldsports-Anschussscheiben

Die Voraussetzung für präzises Schießen: das Gewehr richtig auflegen

Als Auflage für den Vorder- und Hinterschaft sollten Benchrestauflagen und/oder Sandsäcke bevorzugt werden, in denen das Gewehr weich gebettet liegen kann. Auf keinen Fall darf der Schaft Kontakt zu harten Oberflächen wie Metall oder Holz haben und die Waffe auf dem Lauf aufliegen. Das führt zu Hochschüssen. Der Lauf muss frei schwingen können!

Die Waffe muss “im Ziel liegen”, das bedeutet, dass sie nicht unter Hinzunahme von Kraft “hingedrückt” wird. Dies passiert insbesondere, wenn der Nächste einem von hinten schon ungeduldig über die Schulter schaut. Anstatt die Einrichtung an der Benchrestauflage vorzunehmen, oder die Waffe erneut auf dem Sandsack einzurichten, wird dann einfach etwas in Richtung des Ziels gedrückt. Kein guter Plan, der einem sauberen Schießen entgegensteht.

Ein Jäger hat sein Gewehr zum Einschießen mit Dreipunktauflage im Anschlag Ein Jäger auf dem Schießstand hat sein Gewehr mit Benchrestauflage und Arm fixiert
Abbildung: Die Waffe ist an Vorder- und Hinterschaft sicher aufgelegt und die Sitzposition stabil

Ein Gewehr, bei dem nur der Vorderschaft aufgelegt ist
Abbildung: Für geübte Schützen: nur der Vorderschaft ist aufgelegt

Die Körper- und Sitzhaltung muss möglichst bequem sein, sodass die Waffe nahezu spannungsfrei gehandhabt werden kann. Außerdem sollte möglichst aufrecht gesessen und die Höhe der Auflage so eingerichtet werden, dass die Schaftkappe voll in die Schulter eingezogen werden kann. So wird der Rückstoß gut abgefangen. Beide Arme samt Ellenbogen müssen aufliegen, um die waffenseitige Präzision voll ausnutzen zu können. Mit der freien Hand nicht auf das Zielfernrohr oder den Lauf drücken, sondern allenfalls den Hinterschaft unterstützen.

100 Meter Fleckschuss oder GEE?

Vor dem Einschießen sollte der Jäger sich entscheiden, ob die Waffe auf 100 Meter Fleckschuss oder auf die GEE eingeschossen werden soll. Um das optimale Entfernungsspektrum von Jagdpatronen ausnutzen zu können, sollte die Büchse auf die Günstigste Einschussentfernung (GEE) eingeschossen werden. Dafür sollten die Treffer der Patronen auf 100 Meter Entfernung ca. 4,0 cm über dem Haltepunkt (Anschusscheibenzentrum) liegen. So nutzt man die steigende Flugkurve des Geschosses optimal und kann bis rund 200 Meter ohne große Treffpunktverlagerungen schießen.

Technische Komponenten des Zielfernrohrs

Die Höhen- und Seitenverstellung des Zielfernrohrs

Jedes Zielfernrohr besitzt eine Höhen- und Seitenverstellung des Absehens zur Korrektur der Treffpunktlage. Während die Höhenverstellung auf der Oberseite des Zielfernrohres angebracht ist und die vertikale Achse justiert, ist die Seitenverstellung in der Regel rechts am Zielfernrohr verbaut und justiert die horizontale Achse. In der Regel ist die Drehrichtung der Klick-Stellräder (z.B. Pfeil in Drehrichtung und hoch/up bzw. rechts/right) bei neueren Zielfernrohren angegeben. Aber wie war das jetzt noch mal mit der Verstellung? Hier die Antwort:

Hoch (H) / Up = Schuss wandert nach Verstellung nach oben

Rechts (R) / Right = Schuss wandert nach Verstellung nach rechts

Gängige Einheiten der Höhen- und Seitenverstellung des Zielfernrohrs

Bei den meisten Gläsern bedeutet 1 Klick = 1 cm auf 100m. Nutzt man ein Zielfernrohr von einem nicht-europäischen Hersteller, so beträgt die Absehenverstellung in Abhängigkeit der Skalierung i.d.R. ¼ MOA (Minute of Angle) / 100 Meter bzw. 100 Yards. Ein MOA (Minute of Angle bzw. Winkelminute) entspricht 29,1mm auf 100 Metern. Gängige Skalierungen an Zielfernrohren sind ¼ MOA/ 100 Meter oder auch 1/8 MOA / 100m. D.h., dass mit einem Klick das Absehen des Zielfernrohres um 7,3 mm bzw. 3,6mm in die jeweilige Richtung verstellt wird. Soll die Waffe auf eine andere Entfernung eingeschossen werden oder hat eine Verstellung mit MOA, lassen sich die benötigten Klicks leicht in der folgenden Tabelle ablesen.

Verstellung auf unterschiedliche Entfernungen und Umrechnung von MOA in cm/100m

Nachstehende Tabelle zeigt die Verstellung eines Klicks, bei entsprechender Skalierung der Höhen- und Seitenverstellung des Zielfernrohrs auf unterschiedliche Entfernungen. Damit ist leicht eine Umrechnung möglich.

Skalierung 1 Klick = 1cm/ 100 Meter 1 Klick = ¼ MOA/ 100 Meter 1 Klick = 1/8 MOA/ 100 Meter 1 Klick = ¼ MOA / 100 yard
Entfernung in Meter Verstellung in cm Verstellung in cm Verstellung in cm Verstellung in cm
50 Meter 0,5 cm 0,36 cm 0,18 cm 0,39 cm
100 Meter 1 cm 0,73 cm 0,36 cm 0,79 cm
150 Meter 1,5 cm 1,1 cm 0,55 cm 1,2 cm
200 Meter 2 cm 1,45 cm 0,73 cm 1,58 cm
250 Meter 2,5 cm 1,81 cm 0,91 cm 1,97 cm
300 Meter 3 cm 2,17 cm 1,1 cm 2,36 cm
350 Meter 3,5 cm 2,43 cm 1,28 cm 2,64 cm

Tabelle: Verstellung auf unterschiedliche Entfernungen und Umrechnung von MOA in cm

Die Grobjustierung des Zielfernrohrs

Ein Jäger blickt aus etwa 60cm von hinten durch Zielfernrohr und Lauf eines eingespannten GewehrsAbbildung: grobe Vor-Einstellung des Zielfernrohrs, etwa nach erstmaliger Montage

Wenn die Waffe sicher und waagerecht aufgelegt ist sowie die Laufmündung in Richtung des Ziels zeigt, kann man eine grobe Einstellung des Zielfernrohrs vornehmen. Dies ist insbesondere bei der erstmaligen Montage und Ausrichtung des Zielfernrohrs auf der Waffe notwendig. Ein Blick von hinten durch den Lauf gibt Gewissheit, ob Waffe und Zielfernrohr grob aufeinander ausgerichtet sind. Beim Repetierer muss man hierfür zunächst den Verschluss entnehmen. Die Kipplaufwaffe wird gebrochen. Beim zentrierten Blick durch den Lauf, aus 60 bis 80 cm Entfernung, sollte man das Zentrum der Scheibe sehen. Nun wird das Fadenkreuz so justiert, dass es ebenfalls auf dem Zentrum der Scheibe steht.

Blick durch Zielfernrohr und Lauf auf Zielscheibe, Bild nicht deckungsgleichDarstellung, wie viele Klicks nötig sind, um das Zielfernrohr nachzujustierenNeuer Blick durch Zielfernrohr und Lauf auf Zielscheibe, Bild nun deckungsgleich

Abbildungen: Blick durch Zielfernrohr und Lauf vor und nach der Justierung – gut erkennbar der anfängliche Versatz, der mittels Justierung korrigiert wird

Das Einstellen des Zielfernrohrs

Ermitteln von Schussgruppen

Zwei Anschussscheiben, links mit kleiner Schussgruppe, rechts mit großer SchussgruppeAbbildung: zwei verschiedene Schussgruppen auf der Anschussscheibe

Bevor man zum präzisen Einschießen der Waffe übergeht, sollte eine Schussgruppe ermittelt werden.

  1. Idealerweise gibt man 5 Schuss, mindestens jedoch 3 Schuss, auf die Anschussscheibe mit dem immer gleichen Haltepunkt (Anschussscheibenzentrum) ab.
  2. Bei Waffen mit freischwingendem Lauf kann die Schussgruppe schneller geschossen werden, bei Waffen mit verlöteten Läufen, z.B. Drilling, sollten Abkühlpausen von ca. 10 Minuten zwischen den Schüssen eingelegt werden.
  3. Nun wird der Mittelpunkt der 5 bzw. 3 Einschusslöcher ermittelt. Gemessen wird von Schusslochmitte zu Schusslochmitte der beiden am weitesten entfernt liegenden Einschüsse. Es ist sozusagen die maximale Entfernung der einzelnen Schüsse.
  4. Der Mittelpunkt der Schussgruppe stellt die durchschnittliche Abweichung vom Haltepunkt (Anschussscheibenzentrum) dar.

Das Einschießen von Waffe und Zielfernrohr

Für das Einschießen des Zielfernrohrs auf die Waffe gibt es 2 verschiedene Varianten. Ausgehend von der zuvor geschossenen Schussgruppe, lesen wir die durchschnittliche Abweichung der Schussgruppe im Gitternetz (metrische Skala) der Anschusscheibe ab oder messen die Abweichung mittels Messschieber oder Lineal (bei Anschussscheibe ohne Gitternetz) aus und nehmen die Korrektur über die Höhen-und Seitenverstellung des Zielfernrohrs vor. Zur Anzahl der Klicks und ggf. deren Umrechnung siehe hierzu den Abschnitt “Die Höhen- und Seitenverstellung des Zielfernrohrs”. Dieser Ablauf ist im folgenden als Variante 1 zu finden. Er ist in aller Regel zu empfehlen. Variante 2 kommt eigentlich  nur in Frage, wenn man die Entfernung zur Einschießscheibe nicht genau kennt. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist ein ZF mit unbekannter Verstellung pro Klick. Für die meisten Jäger ist diese Variante 2 eher nicht zu empfehlen.

Variante 1: Korrektur des Treffpunktes zum Scheibenzentrum

Vorgehen Schritt für Schritt:

  1. Ermitteln der Abweichung der Schussgruppe vom Anschussscheibenzentrum bzw. der gewünschten Treffpunktlage, z.B. GEE = 4cm-Hochschuss
  2. Vornehmen der Höhenverstellung um bspw. 6 Klicks oder 8 Klicks nach oben (siehe Beispielgrafik unten), je nach Skalierung der Höhenverstellung des Zielfernrohrs
  3. Vornehmen der Seitenverstellung um bspw. 5 Klicks nach rechts oder 7 Klicks nach rechts (siehe Beispielgrafik unten), je nach Skalierung der Seitenverstellung des Zielfernrohrs
  4. Erneut Schussgruppe schießen, um Verstellvorgang und gewünschte Treffpunktlage zu überprüfen
  5. Gegebenfalls weitere Korrekturen vornehmen, wenn die zuvor geschossene Schussgruppe von der gewünschten Treffpunktlage abweicht

 

Anschussscheibe mit versetzter Schussgruppe, dazu ein Beispiel, wie ein Zielfernrohr mit cm-100m-Skala in Klicks korrigiert werden kannAbbildung: Beispiel für eine Korrektur des Treffpunktes nach dem Ermitteln einer Schussgruppe am Zielfernrohr mit cm/100m-Skala

Anschussscheibe mit versetzter Schussgruppe, dazu ein Beispiel, mit wie vielen Klicks ein Zielfernrohr mit MOA-Skala korrigiert wirdAbbildung: Beispiel für das Korrigieren des Treffpunktes nach dem Ermitteln einer Schussgruppe am Zielfernrohr mit 1/4-MOA-Skala

Variante 2: das Absehen in Richtung Treffpunkt korrigieren

Hier wird das Absehen vom Haltepunkt zur Schussgruppe korrigiert. Der Schütze schaut durch das Zielfernrohr. Diese Methode eignet sich dann, wenn die Entfernung zum Ziel unbekannt ist. Wichtig ist eine absolut sichere Auflage der Waffe. Im folgenden ist die Vorgehensweise Schritt für Schritt zu finden.

1) Waffe auf das Scheibenzentrum ausrichten und durch stabiles und sicheres Auflegen fixieren (z.B. Anschussbock)

1. Fadenkreuz, Treffpunktlage präzise mittig auf Anschussscheibe ausgerichtet

2) Schussgruppe mit Haltepunkt auf das Anschussscheibenzentrum schießen

2. Anschussscheibe nach Schussabgabe, Zentrum der Schussgruppe ist nach unten links versetzt

3) Abweichung der Treffpunktlage vom Anschussscheibenzentrum ermitteln und Korrektur der Höhen-und Seitenverstellung zum Zentrum der Schussgruppe. Achtung: Waffe und Zielfernrohr müssen auf das Zentrum fixiert bleiben und dürfen nicht verlagert werden!

3. Darstellung, wie Zieloptik nach unten links zum Zentrum der Schussabgabe nachjustiert werden soll

4) Nach der Korrektur der Absehenverstellung sollte das Absehen im Zentrum der Schussgruppe stehen

4. Absehen auf Schussgruppe - Zieloptik so weit korrigiert, dass nun die versetzte Schussgruppe im Fadenkreuz liegt

5) Erneutes Schießen einer Schussgruppe mit Haltepunkt Scheibenzentrum. Die neue Schussgruppe sollte, sofern die Verstellung korrekt vorgenommen wurde, im Scheibenzentrum liegen. Wenn weiterhin Treffpunktabweichungen bestehen, sollte der Korrekturvorgang wiederholt werden

5. Neues Ausrichten der Waffe, wieder auf Mitte der Anschussscheibe, die neue Schussgruppe liegt nun ebenfalls mittig

Das Einschießen von Waffen mit Schalldämpfer

Das Schussbild einer Waffe ändert sich in der Regel, wenn ein Schalldämpfer aufgesetzt wird. Daher muss die Waffe bei Einsatz eines Schalldämpfer mit diesem eingeschossen werden, um ein präzises Schussbild zu gewährleisten. Das Vorgehen des Einschießens einer Waffe mit Schalldämpfer ist identisch zu den oben geschilderten Methoden.

Das Ausmaß der Treffpunktabweichung unterscheidet sich je nach Gewicht der verwendeten Waffe, der Dicke und der Länge des in Verbindung mit dem Schalldämpfer verwendeten Laufs. So weisen dicke Matchläufe häufig geringere Treffpunktabweichungen auf als dünnere Standardläufe.

Des Weiteren muss beachtet werden, dass sich die Treffpunktlage nach Abnehmen des Schalldämpfers wiederum verändert. Dies ist jedoch nicht zwangsläufig der Fall. Es muss durch Ausprobieren herausgefunden werden. Eine nur sehr geringe Abweichung ist jedoch eher die Ausnahme als die Regel.

Bei der Verwendung eines Schallämpfers kann bereits nach wenigen Schuss ein starkes Flimmern entstehen. Hier hat sich die Verwendung eines kleinen Ventilator, der neben dem Schützen in Richtung des Schalldämpfers platziert wird, sehr bewährt.

Ebenfalls sehr bewährt hat sich eine Kühlung für Schalldämpfer, die sehr einfach aus einem KG Rohr und einem kleinen Ventilator gebaut werden kann. Kostenpunkt etwa 15-20€.

Zielfernrohre mit Absehenschnellverstellung: Einstellen der ASV

Um bei Weitschüssen stets Fleck halten zu können, haben viele Hersteller mittlerweile eine Absehenschnellverstellung bzw. einen Ballistikturm entwickelt. Diese wird verwendet, um, ausgehend von der Grundjustierung des Zielfernrohrs (also dem Fleckschuss auf 100 Meter oder der GEE), weitere Höhenverstellungen schnell vornehmen zu können. Hierbei kann das Absehen durch zuvor eingestellte Höhenmarkierungen auf die jeweilige gemessene Distanz korrigiert werden. Dabei kann der Schuss bzw. das Absehen nur nach oben korrigiert werden und nicht nach unten (0-Stellung des Zielfernrohrs). Zum Einstellen bzw. Einschießen muss diese Einheit abgenommen werden. Dies geschieht je nach Hersteller durch Lösen einer Imbusschraube oder eindrücken eines Klickverschlusses. Siehe Abbildungen. Danach wird die Waffe wie vorher beschrieben eingeschossen. Danach wird der Verstellturm in 0-Stellung wieder aufgesetzt.

Ein Jäger dreht am Zielfernrohr an der Absehenschnellverstellung Die Abdeckung einer MOA-Schnellverstellung wird mit einem Werkzeugschlüssel geöffnetBlick auf eine MOA-Schnellverstellung Öffnen einer CM-Schnellverstellung per WerkzeugBlick in eine CM-Schnellverstellung

Das Abschrauben der Absehenschnellverstellung bei Leupold geschieht durch das lösen der kleinen Imbusschrauben (Bild 1-3). Bei Swarovski muss der Turm entriegelt werden und der Druckknopf in der Mitte gedrückt werden um die ASV abnehmen zu können.  (rechts).

Auswertung von Schussgruppen

Ein Messschieber wird zum Ausmessen an den Abstand zwischen zwei Einschusslöchern gehalten Ein Messschieber wird zum Ausmessen an den größten Einschusslochabstand der Schussgruppe gehalten
Abbildung: “Nullen” des Einschusslochs an der Einschussscheibe per Messschieber

Streukreise lassen sich mittels eines Messschiebers oder eines Maßbandes ermitteln. Hierbei sollte immer von einer Mitte eines Einschussloches zur anderen und jeweils die Distanz zwischen den am weitesten voneinander entfernten Einschusslöchern gemessen werden. Wer einen digitalen Messchieber besitzt, kann einfach ein Einschussloch ausmessen und den Messchieber “nullen”, um somit von Einschusslochmitte zu Einschusslochmitte messen zu können.

Zielscheibe und mehrere Einschusslöcher, die so nah aneinander liegen, dass sie ineinander übergehen
Abbildung: Beispiel für eine optimale Schussgruppe auf einer Anschussscheibe

Beim Einschießen sollten Streukreise von maximal 5 Zentimetern erreicht werden. Als gut sind ca. 20-30mm zu bezeichnen. Je geringer, desto besser! Man muss nämlich immer bedenken, dass die Streuung auf der Jagd durch schlechtere Schiessbedingungen oft fast doppelt so groß ausfällt.

Zusammenspiel von Lauf und Laborierung

Ein Grund für unzureichend präzise Streukreise kann, neben der Schützenstreuung oder einer ungeeigneten Auflage, das Zusammenspiel von Lauf und gewählter Laborierung sein. Manche Laborierungen ergeben aus einigen Gewehrläufen keine ausreichend präzisen Streuskreise, sodass verschiedene Laborierungen auf ihre Präzision aus dem verwendeten Lauf getestet werden sollten. Häufig reicht es auch schon, die Laborierung in einem anderen Geschossgewicht zu wählen, um engere Streukreise zu schießen.

Verschiedene Patronenpackungen mit davor aufgestellten Patronen im 308.win-Kaliber
Abbildung: Verschiedene Laborierungen im Kaliber 308. Win

Nach dem Einschießen: Bereit für die Praxis?

Ist die Büchse eingeschossen, ist es sinnvoll, noch einige Schüsse in verschiedenen Positionen (stehend angestrichen, liegend, freihändig) auf die Wildscheiben zu machen. Übung macht den Meister. Erst, wenn die Waffe präzise eingeschossen und der Schütze im Umgang mit dieser voll vertraut ist, sollte er zur Jagd gehen. Gerade in jagdlichen Situationen, wenn man oftmals aufgeregt und angespannt ist, zahlt sich das Üben aus. Die waidgerechte Erlegung einer Kreatur sollte uns allen schließlich am Herzen liegen!
Ein Schütze zielt im Schießstand mit angeschlagenem und abgestütztem Gewehr auf eine Anschussscheibe Eine Schützin auf dem Schießstand, stehend, bei Schussabgabe mit dem Gewehr

Über Alexander Busch

Alexander Busch ist von Kindesbeinen an mit der Jagd verbunden und begleitete den Vater schon als 4-jähriger mit großer Begeisterung zum Jagen. Er führt Wachtelhunde und ist JGHV Verbandsrichter. Alexander Busch schreibt für die Jagdzeitschrift "Wild und Hund" und ist als Buchautor tätig. Sein Wissen gibt er als Referent in zahlreichen Seminaren u. a. für den Jägerlehrhof Jagdschloss Springe, BJV Landesjagdschule Wunsiedel, "Wild und Hund Aktiv", Landesjagdverband NRW, Land Rover Live und Hegeringveranstaltungen weiter.