Der abendliche Entenstrich ist eine unheimlich reizvolle Jagdart. Im Glanz der untergehenden Sonne am Wasser zu stehen ist einfach herrlich. Die Enten kündigen sich durch ihr charakteristisches Klingeln frühzeitig an. Damit sie aber auch tatsächlich in Flintenreichweite kommen, bedarf es einiger Vorbereitungen. Eine Möglichkeit gute Strecken zu erzielen stellt das Kirren der Wildenten dar. Enten sind was Futtergaben betrifft eine der dankbarsten Wildarten. Es gibt jedoch in diesem Zusammenhang einiges zu beachten, wenn es zum dauerhaftem Erfolg führen soll.
Geeignete Gewässer
Tümpel mit einer Wasserfläche von wenigen Quadratmetern sind bereits ausreichend. Optimal ist eine Größe von 300-800 m². Kleine wasserführende Gräben sind ebenfalls sehr geeignet. Sehr große stehende oder auch fließende Gewässer sind zumindest für die Bejagung auf dem abendlichen Entenstrich mittels Kirren eher ungeeignet, da die Enten irgendwo einfallen und zu der Futterstelle schwimmen. Selbst in Waldrevieren kann sich das Kirren von Enten lohnen: Feuerlöschteiche im Wald bieten hier dem Jäger gute Möglichkeiten.
Es lohnt sich im Vorfeld zum Anlegen einer Kirrstelle etwas Zeit in die Planung zu investieren. Der Jäger kann sich damit manchen Misserfolg ersparen.
Vorbereiten des Gewässers
Es gilt zu bedenken, dass Vögel immer gegen den Wind einfallen. Dies gilt auch für Enten. Hat man das im Hinterkopf, kann man im Zusammenhang mit der Hauptwindrichtung vorhersagen, aus welcher Richtung die Enten im Normalfall einfallen und auch durchstarten. Ideal ist es, wenn dies aus Sicht der Schützen in Richtung Westen ist. Auf dem Strich kommen die Enten häufig erst im allerletzten Licht angestrichen. Da im Westen die Sonne untergeht “gewinnt” man durch den dort deutlich helleren Himmel noch mal einige Minuten.
Auch Bäume bzw. Baumlücken sollten in die Standortüberlegungen mit einbezogen werden. Gerade bei dichtbewachsenen Teichen beeinflussen diese die Ein- und Abflugschneise der Enten.
Sollen die Enten auf dem abendlichen Strich bejagt werden, so empfiehlt es sich bereits relativ früh (Juni oder Juli) Stände für die Schützen vorzubereiten. Sie sollten Deckung und Sichtschutz bieten. Ideal ist die Integration dieser Stände in die natürliche Deckung, bspw. im Schilf. In Frage kommt für die Verblendung im Wesentlichen ortsübliches Material. Sehr einfach kann man einen solchen Schirm aus vier Fichtenstangen sowie vier Halblingen bauen. Sichtschutz wird durch das Annageln von Fichtenzweigen geschaffen, die allerdings jedes Jahr erneuert werden müssen. Eine Alternative dazu stellt bspw. ein Stück Drahtgeflechtzaun dar, durch den Schilf “durchgewoben” wird. Wird der Schirm im Schilf angelegt, so muss eine entsprechende Plattform im Wasser geschaffen werden, auf der der Jäger mit seinem Hund bequem warten kann. Dies kann einen erheblichen Aufwand darstellen. Sofern zwei Teiche nebeneinander liegen empfiehlt es sich den oder die Schirme auf dem dazwischen liegenden Damm zu errichten. Dies minimiert die Schussentfernung auf beiden Teichen.
Futtermittel
Zum Kirren sollten nur artgerechte Futtermittel verwendet werden. In Frage kommt dabei im wesentlichen Getreide. Bei den derzeit stark gestiegenen Getreidepreisen mögen kostengünstige oder kostenlose Alternativen wie Back-, Küchen- oder Getreideabfälle interessant erscheinen. Abgesehen davon, dass diesbezüglich bereits der Gesetzgeber fast überall einen Riegel vorgeschoben hat, sollte man dies auch aus anderen Gründen unterlassen. Wir Jäger verstehen uns auch als Naturschützer, insofern sollte man von dem Ausbringen von Abfällen Abstand nehmen.
Sehr gut als Futtermittel eignen sich sowohl Gerste, Weizen als auch Mais. Erbsen können sehr gut als Zusatz Verwendung finden. Roggen und Hafer werden von den Enten weniger gut akzeptiert. Man kann natürlich auch eine Mischung aus Gerste und Weizen oder Weizen und Mais füttern. Allerdings sind Mischungen bei Verwendung von Futterautomaten (dazu später mehr) als problematisch anzusehen, da sie Zufuhrprobleme verursachen können. Eicheln sind ebenfalls hervorragend zum Kirren von Enten geeignet. Eicheln können aufgrund ihrer Größe nur von Hand ausgebracht werden. Sie haben den Vorteil, dass sie aus der Natur kommen und zudem am Gewässer für Passanten wenig auffällig sind. Nebenbei bemerkt stellen in Mastjahren an Gewässern stehende Eichen eine sehr interessante natürliche Kirrung dar. Kaff (Abfall aus der Getreidereinigung) ist als Entenfutter ungeeignet. Es enthält heutzutage nur sehr wenig Getreide und Getreidebruch, sodass man sehr große Mengen ausbringen muss. Da der Großteil des Kaffs aus Spelzen und Schalen besteht, die nicht aufgenommen werden können, fängt das ganze sehr schnell an zu schimmeln und zu gären. Solche Haufen sind sehr unappetitlich und stärken nicht unbedingt das Ansehen des Jägers. Gelangt diese Mischung ins Wasser, kann sie gerade in kleineren Teichen ökologische Probleme verursachen. Pellets aus der Entenmast sind nicht empfehlenswert und auch in aller Regel gesetzlich nicht zulässig. Sie dienen bei domestizierten Enten der möglichst raschen Gewichtszunahme. Werden sie feucht, so quellen die Pellets schnell auf und zerbröseln dann regelrecht.
Wie Futtermittel ausbringen?
Grundsätzlich kann man drei verschiedene Arten der Futterausbringung unterscheiden: Auf dem Land, im Flachwasser und auf dem Wasser (Futterfloß). Alle drei Ausbringungsarten haben Vor- und Nachteile, die es gegeneinander abzuwägen gilt. Natürlich sind auch die gesetzlichen Bestimmungen in diese Überlegungen mit einzubeziehen und haben Vorrang vor jagdpraktischen Erwägungen.
Das Füttern auf dem Land hat den Nachteil, dass andere Tiere und auch Schalenwild sehr leicht ans Futter kommen können. Damit ist es in einigen Bundesländern unzulässig. Insbesondere die Rattenproblematik wird ebenfalls verschärft. Ein großer Vorteil ist, dass das Futter von den Enten sehr leicht bereits aus der Luft wahrgenommen werden kann. Voraussetzung für die Fütterung im Uferbereich ist ein relativ flaches Ufer.
Füttern im Flachwasser macht das Futter für Ratten, Schalenwild und auch bspw. Krähen unerreichbar. Falls Karpfen in dem Gewässer vorhanden sind, nehmen diese jedoch zum Teil das Futter auf bevor die Enten die Möglichkeit dazu haben. Gesetzliche Bestimmungen verbieten diese Fütterungsart in den meisten Regionen. Das Füttern im Wasser hat den Vorteil, dass es sehr unauffällig ist und von Nichtjägern in aller Regel nicht wahrgenommen wird. Allerdings bedeutet dies auch, dass die Enten etwas länger brauchen, bis sie das Futter gefunden haben. Soll im Wasser gefüttert werden, so darf dies nur im wirklich seichten Wasser (Gründeltiefe) erfolgen, da ansonsten die Enten das Futter nicht erreichen können.
Die dritte Möglichkeit ist das Füttern auf dem Wasser. Dies geschieht mit Hilfe einer schwimmenden Plattform, dem sogenannten Futter- oder Entenfloß. Ein Vorteil ist die Unerreichbarkeit für Schalenwild. Ein weiterer, dass kein Futter ins Wasser eingebracht wird. Nachteilig ist die Auffälligkeit für Passanten. Gerade in Stadtnähe leiden solche Reviereinrichtungen mitunter unter Vandalismus. Abhilfe kann hier die Platzierung im Schilf schaffen.
Kirrungseinrichtungen
Es gibt eine Reihe von Einrichtungen, die das Kirren von Enten stark erleichtern und die es sich lohnt einmal näher zu betrachten. Man kann diese zum Teil auch miteinander kombinieren. Als erstes ist das Futterfloß zu nennen. Es kann sehr leicht aus einer alten Palette mit Hilfe von Kanistern gebaut werden. Eleganter ist der Bau mit einer Platte Styrodur (bekommt man im örtlichen Baumarkt), die auf der Ober- und Unterseite mit Brettern versehen wird. Die Größe sollte nicht zu klein gewählt werden (1x1m). Auf der Oberseite sollte rings herum eine Leiste angebracht werden, die verhindert, dass das Futter von den Enten ins Wasser befördert wird. Man kann versuchen, mit Hilfe von wasserseitig angebrachten Blechen, Ratten von dem Futterfloß fernzuhalten. Allerdings gelingt dies nie vollständig und man erschwert damit auch den Enten den Einstieg.
Falls man nicht über die nötige Zeit verfügt jeden Tag zu kirren, so besteht die Möglichkeit mit Hilfe einer Futtertonne eine größere Menge an Futter am Wasser bereitzuhalten. Die Entnahme kann dabei entweder über eine Futterspirale oder über einen automatischen Futterstreuer erfolgen. Es gibt eine relativ große Auswahl von Futterstreuern. Diese verteilen entweder zeit- oder helligkeitsgesteuert über einen Drehteller eine vorher definierte Menge an Futter. Grundsätzlich eignen sich diese sowohl für den Einsatz an Land oder auch im Wasser, um das Futter ins Flachwasser oder auf ein Floß zu streuen. Die derzeit am Markt befindlichen Modelle streuen jedoch sehr stark. Neuerdings gibt es ein Modell, welches nur nach unten streut (erhältlich bei www.floba-jagd.de). Es wird dazu an der Öffnung ein Schlauch befestigt und das Futter rieselt nur nach unten. Dies ist für die Anlage einer Entenkirrung optimal geeignet. Sofern man nicht über einen solchen Streuer verfügt, kann man sich auch mit einer Art Manschette aus einem Jutesack behelfen. Dieser verhindert, dass das Futter großflächig verteilt wird. Futterspiralen stellen eine Möglichkeit dar, den Enten eine Selbstbedienung an der Futtertonne zu ermöglichen. Allerdings sollten für Enten nicht die geraden Futterspiralen, sondern die in L-Form gebogenen verwendet werden. Die Spiralen eignen sich allerdings nur für das Verfüttern von Gerste und Weizen. Mais bspw. ist vom Durchmesser zu groß. Am wenigsten anfällig gegen Verkleben ist die Gerste, weshalb sie das Optimum für die Verwendung mit einer Futterspirale darstellt. Man kann eine Futtertonne auch mit einem Futterfloß kombinieren. Dabei streut entweder der Automat das Futter auf das Floß oder man verwendet die Futterspirale, sodass die Enten auf dem Futterfloß sitzend sich das Futter selber entnehmen können.
Ideal ist die Platzierung eines Futterfloßes samt Tonne und Futterspirale oder Futterstreuer im Schilf des Gewässers. Dies ist sehr unauffällig. Man muss nicht jeden Tag kirren und die Enten finden immer etwas vor. Zudem wird auch das Risiko von Diebstahl oder Vandalismus reduziert, da man das ganze nur per Wathose oder Boot erreichen kann. Das Schilf sollte jedoch nicht zu dicht sein und den Enten ein bequemes Schwimmen ermöglichen.
Bei der Verwendung von Futterstreuern und Futterspiralen oder anderen automatischen Fütterungseinrichtungen ist es im Allgemeinen von besonderer Bedeutung, dass das Futter nicht verunreinigt ist und nicht feucht wird. Ansonsten bilden sich sehr schnell Klumpen, die ein weiteres Nachrutschen verhindern. Da bei diesen Automaten in aller Regel nicht täglich kontrolliert wird, sind Verstopfungen besonders ärgerlich. Bekommen die Enten mehrere Tage kein Futter bleiben sie dem Gewässer fern.
Ratten
Wanderratten stellen an (fast) allen Gewässern ein Problem dar und werden von den meisten Revierinhabern völlig unterschätzt. Durch Futter werden Ratten verstärkt angelockt. Aus diesem Grund sollte insbesondere in der Nähe wo Enten gekirrt werden auch stets eine Rattenfutterbox stehen. Man ist erstaunt, welche Mengen zum Teil aufgenommen werden. Dabei versteht es sich von selbst, dass das Rattengift so ausgebracht wird, dass keine anderen Tiere Zugriff darauf haben. Ebenfalls muss ein deutlich sichtbarer Hinweis auf der Box mit dem Warnhinweis “Vorsicht Rattengift” angebracht werden. Ein Hinweis auf den Wirkstoff ist sinnvoll.
Welche Mengen Kirren?
Die Menge ist von mehreren Faktoren abhängig. In erster Linie sind natürlich die gesetzlichen Bestimmungen zu beachten, die in einigen Bundesländern eine Höchstmenge vorgeben. Dies sind bspw. 2-3kg pro Tag. Wo dies nicht geregelt ist, empfiehlt es sich zu Anfang mit kleineren Mengen zu beginnen. Wird täglich gekirrt, dann sollte immer nur so viel ausgebracht werden, wie von den Enten in einer Nacht aufgenommen wird. Im Laufe der Zeit steigert sich die Futtermenge, da immer mehr Enten die Kirrstelle annehmen. Die Futtermenge kann dann kontinuierlich erhöht werden. Sofern Schwäne auf dem Gewässer vorkommen, stellen diese ein Problem dar. Sie nehmen innerhalb sehr kurzer Zeit das für die Enten gedachte Futter auf. Abhilfe kann hier ein Futterautomat schaffen, der erst in den späten Abendstunden das Futter ausbringt.
Wann mit dem Kirren beginnen?
Es reicht wenn ca. 4-6 Wochen vor Jagdbeginn mit dem Kirren begonnen wird. Wichtig ist die Regelmäßigkeit der Futterausbringung. Es muss verhindert werden, dass Enten die Kirrstelle ohne Futter vorfinden.
Es empfiehlt sich in jedem Fall vorher gründlich über die landesrechtlichen Bestimmungen zu informieren, um einen Konflikt mit dem Gesetzgeber auszuschließen. So sind bspw. die Futterautomaten für Enten nicht überall zulässig. In anderen Gebieten darf das Futter nicht für anderes Wild zugänglich ausgebracht werden. Sofern es sich bei dem Gewässer um ein Naturschutzgebiet oder anderes Schutzgebiet handelt sind auch die entsprechenden Verordnungen zu beachten.
Bestätigen von Enten
Fehlt das Futter über Nacht, so kann man noch nicht mit Sicherheit sagen, dass es von Enten aufgenommen wurde. Wenn man jedoch genau hinschaut, so verraten Federn und auch Gestüber sehr schnell, ob die nächtlichen Gäste Enten waren. Es macht auch durchaus Sinn, sich abends in sicherer Entfernung des Gewässers zu verbergen und mit dem Glas die einfallenden Enten zu beobachten. Man bekommt dann sehr schnell einen Überblick, wie viele Enten die Kirrung derzeit annehmen und ob sich die Bejagung schon lohnt.
Jagd
Da die Enten abends zu den Futtergewässern streichen erfolgt die Jagd in aller Regel am Abend auf dem Entenstrich. Sollte das Gewässer von den Enten auch tagsüber als Ruhegewässer genutzt werden, so besteht natürlich auch die Möglichkeit auf getriebene Enten zu jagen. Dazu werden die Schützen mit Nackenwind unbemerkt vorgestellt und ein Treiber macht die Enten gegen den Wind hoch. Diese gewinnen in aller Regel sehr schnell an Höhe (besonders wenn Bäume das Gewässer umgeben), was das Schießen sehr anspruchsvoll machen kann. Eine weitere Möglichkeit stellt das Angehen der Futterstellen dar. Diese Möglichkeit eignet sich besonders gut für größere Gewässer, die ebenfalls tagsüber häufig als Ruhegewässer dienen und wo sich die Enten dann in der Nähe oder an der Kirrstelle aufhalten.
Nach einer Jagd sollten mindestens 1-2 Wochen Jagdruhe gehalten werden, bevor man erneut jagt. Wenn man im Revier über entsprechend Wasser verfügt empfiehlt sich die Anlage mehrerer Futterstellen weiter voneinander entfernt.
Hallo,
weißt du, ob das ankirren über ein Floß in Niedersachsen erlaubt ist bzw. wenn ja, hast du irgenwo einen Link zum Gestzestext o.ä?
Besten Dank
Björn