Kommt ein acht Wochen alter Jagdgefährte ins Haus, machen sich die meisten Hundeführer Gedanken darüber, wie man den jagdlichen Werdegang des Welpen positiv beeinflussen kann. Während die einen über den Besuch einer Welpenschule nachdenken, lehnen dies andere Hundeführer kategorisch ab. Für letztgenannte ist der Besuch eines solchen Kurses rausgeschmissenes Geld, schließlich soll sich der Welpe ausschließlich auf seinen Führer konzentrieren. Andere Hunde oder Menschen würden da nur stören. Das sei schon immer so gewesen, behaupten sie. Ein Teil der Jäger glaubt zudem, dass Welpenschulen nur etwas für “Haus- und Schickimickihunde” seien, in denen der Nachwuchs ungezügelt herumtollen darf. Ein Jagdhund habe dort jedenfalls nichts verloren. Doch weit gefehlt!
Inzwischen bieten zahlreiche Kreisgruppen und Zuchtverbände entsprechende Kurse an. Dass es den Hundetrainern nicht um dicke Gewinne geht, verdeutlichen die geringen Teilnehmergebühren. So kosten die meisten Seminare gerade einmal zehn bis 15 Euro pro Stunde. Manche Zuchtvereine – vorausgesetzt, man ist Mitglied – sind sogar noch günstiger. Die Kurse finden in der Regel einmal die Woche oder alle 14 Tage statt. Warum das Ganze? Gerade bei unseren Jagdhunden ist es wichtig, dass sie sich in jeder Situation ausgeglichen und freundlich anderen Menschen gegenüber verhalten. Gerade bei Gesellschaftsjagden – egal ob Hasen-, Fasanen- oder Schwarzwildjagd – ist es wichtig, dass die Jagdhunde sozial verträglich sind und beim Zusammentreffen mit Artgenossen entspannt bleiben. Bei den Welpenstunden in der Hundeschule wird dafür der Grundstein gelegt. Hier treffen die Welpen auf verschiedene Artgenossen, unbekannte Menschen und lernen, mit ihnen umzugehen. Natürlich ist Welpenschule nicht gleich Welpenschule. So werden in den örtlichen Hundeschulen vornehmlich Kurse für Nichtjäger angeboten.
Die können zwar auch recht gut sein, aufgrund der deutlich höheren Ansprüche an einen Jagdgebrauchshund, sollte jedoch ein Kurs der Jägerschaften oder eines Zuchtverbandes besucht werden. Denn diese wissen ganz genau, was Jagdhunde später bei den Prüfungen und im Jagdbetrieb leisten müssen und verstehen es, deren Anlagen zu fördern. Die Ausbilder sind zudem oft Richter oder Züchter. Gerade Erstlingsführer können von solchen alten Hasen eine Menge lernen. Gerade in Sachen Konsequenz bringt eine Lehrstunde manchmal mehr als zehn Ausbildungsbücher. Ein wichtiger Punkt beim Thema Welpenschule ist die Gruppengröße. Sechs bis acht Welpen sind ideal. Viel mehr sollten es nicht sein. Denn nur so ist es möglich, auf jeden einzelnen Hund und dessen Führer einzugehen. Zunächst beginnt der Kurs mit kleinen Übungen wie das Gewöhnen an die Leine. Danach lernen die Welpen verschiedene Untergründe (Brücken, Gitter, Schotter etc.) kennen. Schon bald werden gemeinsam kleine Ausflüge in die Stadt unternommen. Denn alles, was der Welpe in frühster Jugend lernt und positiv verknüpft, bereitet ihm im späteren Leben auch keine Probleme. Mit der Reizangel werden die jagdlichen Anlagen gefördert. Dabei ist immer wieder zu beobachten, wie die wartenden Welpen gespannt die Arbeit des gerade geforderten Hundes verfolgen. Wichtig: Die Welpen sollten etwa gleichen Alters sein.
Gibt es zu große Altersunterschiede, kann es vorkommen, dass mehrere ältere Hunde einen jüngeren attackieren. Bei solchen Zwischenfällen werden Beschwichtigungsgesten leicht übersehen. Häufen sich derartige Ereignisse, lernt der unterlegene Welpe unter Umständen, dass Angriff die beste Verteidigung ist und wird im schlimmsten Fall zum Angstbeißer. Ausbilder von Jagdhunden wissen das und stellen nur Lerngruppen passenden Alters zusammen. Hunde mit “Einzelunterricht” haben übrigens deutlich weniger Möglichkeiten, ihre “soziale Kompetenz” auszubilden. Weil Welpen recht schnell erschöpft sind, ist es wichtig, den Faktor Zeit im Auge zu behalten. Denn der Jagdhundenachwuchs ermüdet körperlich noch recht schnell und benötigt zudem Zeit, die neuen Eindrücke und Erlebnisse zu verarbeiten. Kleine Pausen, bei denen die Welpen herumtoben und sich balgen dürfen, sind daher sehr wichtig. Fehlt dieser Ausgleich, schadet das dem Hund.
Dass ein Welpe durch solche “Spielereien” verdorben wird, ist Unfug! Eines darf man weder in der Welpenschule noch beim Einzelunterricht – den Junghund überfordern. Doch keine Angst, als Führer entwickelt man schnell einen Blick dafür, wann es dem Jagdfreund reicht. Zudem hat auch der Ausbilder immer seine Schüler im Blick und schaltet gegebenenfalls einen Gang herunter. Und noch etwas ist nicht zu unterschätzen: Die persönlichen Kontakte! Oft entstehen während der Übungseinheiten in der Hundeschule kleine Lerngruppen, die sich auch außerhalb der Kurse bei der Ausbildung helfen. Das schweißt nicht nur die Hunde zusammen, sondern auch die Führer. Sicherlich ist die Prägung auf den Hundeführer für einen Jagdhund eine der wichtigsten Dinge überhaupt, da Hund und Führer intensiv zusammenarbeiten sollen und sich gegenseitig vertrauen müssen. Der wöchentliche Besuch einer guten Welpenschule, die auf die Belange des Jagdhundes zugeschnitten ist, tut dem sicherlich keinen Abbruch.